Die Seminare finden vierzehntägig dienstags (ab 16:00 Uhr c.t.) im Zentrum Grundlagenforschung Alte Welt der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften statt.
Das Seminar 2024/25 legt einen Schwerpunkt auf Visualisierungen in der Altertumsforschung.
Das Seminar wird generell digital übertragen. Vortragende werden zum Teil vor Ort sein. Zoom-Link: https://hu-berlin.zoom-x.de/j/62272165290?pwd=DmvBO97b3JAJIutndWU2bBILGaJ3AX.1
Datum | SprecherInnen | Titel | Vortragende anwesend? | Materialien |
22.10.2024 | Gregory Crane, Alison Babeu, Lisa Cerrato, Charles Pletcher, (Tufts University) Sergiusz Kasmierski (Universität Regensburg) Farnoosh Shamsian (Universität Leipzig) James Tauber (Signum University) | A Born-Digital Edition of Homer and New Infrastructure for Open Philology | teilweise | abstract |
05.11.2024 | Eleni Bozia (University of Florida) | Artificial Intelligence for the advanced study of Greek and Latin literary texts | nein | abstract |
19.11.2024 | Matthew Ong (University of Helsinki) | Using wikibase as an integration platform for morphosyntactic and semantic annotations of Akkadian texts | ja | abstract |
03.12.2024 | Camillo Carlo Pellizzari di San Girolamo (Scuola Normale Superiore), Luca Ottavi (Università di Pisa), Andrea Pellizzari (Università di Torino), Rebecca Penna (Università di Torino), Daniele Reano (Scuola Normale Superiore) | DataLib: a relational database about Libanius’ Epistles | teilweise | abstract |
17.12.2024 | Lily Grozdanova (Sofia University) | Upgrading the Historical Narrative | ja | abstract |
07.01.2025 | Philip Rademacher (University of Düsseldorf) | Coin Hoards of the Roman Empire – Make Bias visible! | nein | abstract |
21.01.2025 | Stav Klein (Ariel University) | In Search of Lost Time – Date estimation of Broken Cuneiform Resources using Network Analysis | nein | abstract |
04.02.2025 | Marian Dörk (FH Potsdam) | From Data to Dialogue. Exploration and Narration in Visualizations of Cultural Collections | ja | abstract |
Berlin-Brandenburg Academy of Sciences and Humanities / Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
Unter den Linden 8, Lise-Meitner-Saal (Gebäude der Staatsbibliothek Berlin, Eingang Unter den Linden) (07W04, gegenüber der Leihstelle der Akademiebibliothek)
10117 Berlin
Diese Arbeit beschreibt eine neue Edition des homerischen Epos, die traditionelle wissenschaftliche Praktiken erweitert und neue Zielgruppen anspricht. Ermöglicht durch ein Open-Data-Ökosystem, werden drei zentrale Projekte hervorgehoben. Erstens: "Alignierte Übersetzungen", bei denen automatisierte und manuelle Methoden zur Ausrichtung von Quellentexten und Übersetzungen verwendet wurden. Dies führte zu born-digitalen alignierten Übersetzungen von Iliad 1 ins Englische, Persische und Kurdische sowie von Iliad 5-6 und Odyssee 5-8 ins Englische. Zweitens: "Treebanks", die für griechische und lateinische Texte entwickelt wurden. Sie bieten detaillierte Informationen zu Wortformen, syntaktischen Funktionen und Abhängigkeiten, was neue Forschungslinien eröffnet. Drittens: Das "Homer Multitext-Projekt", das hochauflösende Bilder und Editionen der Ilias und ihrer Scholien aus dem Venetus A-Manuskript veröffentlichte. Diese Projekte zeigen, wie digitale Editionen neue philologische Forschungsmöglichkeiten schaffen, indem sie Texte, Bilder und Scholien verknüpfen und diese zugänglich machen. Die born-digitale Edition fördert eine dezentralisierte und nachhaltige Wissensproduktion und öffnet griechische Texte für Forscher anderer Disziplinen und die Öffentlichkeit.
Der Vortrag beleuchtet, wie Künstliche Intelligenz (KI) und klassische Studien neue Möglichkeiten eröffnen. Die Data-Driven Humanities Research Group der University of Florida nutzt maschinelles Lernen und natürliche Sprachverarbeitung (NLP), um antike griechische und lateinische Texte zu analysieren. Ziel ist es, tiefere Einblicke in Themen wie Gerechtigkeit, Diversität und soziale Gleichheit in der Antike zu gewinnen. Spezielle Python-Bibliotheken ermöglichen es, diese Texte zu durchsuchen und Sentimentanalysen durchzuführen, um Muster und Verbindungen aufzudecken, die bisher schwer erkennbar waren.
Diese Methoden bereichern nicht nur die Forschung, sondern auch zeitgenössische Diskussionen über Gerechtigkeit, Moral und Governance. KI bietet neue Perspektiven auf antike Werke, die sowohl historisch wertvoll als auch relevant für moderne ethische Debatten sind. Zudem verbessert sie das Bildungserlebnis, indem Studierende interaktiver mit klassischen Texten arbeiten können.
Trotz Herausforderungen zeigt der Vortrag, dass KI das Potenzial hat, klassische Studien und Geisteswissenschaften zu transformieren. KI ermöglicht ein tieferes Verständnis der Vergangenheit und liefert wertvolle Impulse für aktuelle gesellschaftliche Fragestellungen.
Wikibase ist eine Software, die die Erstellung von Wissensgraphen ermöglicht und in Projekten mit vielfältigen Datentypen nützlich ist. Sie eignet sich besonders für Korpusannotationen, die verschiedene Annotationswerkzeuge und Datenformate verwenden. Im vorgestellten Fall werden akkadische Texte mit morphosyntaktischen und semantischen Rahmen-Annotationen versehen. Morphosyntaktische Annotationen spezifizieren Informationen wie Lemma, pos-tag und syntaktische Abhängigkeiten, während semantische Rahmen-Annotationen die lexikalischen Elemente markieren, die bestimmte semantische Rollen oder Rahmen hervorrufen. Die Kombination beider Annotationsarten in einer Wikibase-Datenstruktur ermöglicht eine tiefere Analyse, indem grammatikalische Konstruktionen erfasst werden, die weder allein durch syntaktische Abhängigkeiten noch durch Rahmenrollen beschrieben werden können. Außerdem erlaubt es die Annotation von metaphorischen Ausdrücken, indem sie konzeptuelle Verbindungen zwischen syntaktisch abhängigen Begriffen analysiert. Wikibase bietet zusätzlich die Flexibilität, ohne großen Planungsaufwand weitere Annotationsschichten hinzuzufügen, wie etwa Grammatik- oder Universal-Dependency-Annotationen. In der vollständigen Präsentation werden die technischen Details der Integration von morphosyntaktischen und semantischen Rahmen-Annotationen in ein akkadisches Korpus weiter erläutert und ein funktionierendes Beispiel vorgestellt.
Der Vortrag stellt DataLib vor, eine relationale Datenbank, die strukturierte Daten zu den Episteln des spätantiken Rhetorikers Libanius von Antiochia (314−393) enthält. Die Sammlung, die größte erhaltene Briefsammlung der Antike, umfasst 1.544 Briefe, hauptsächlich aus den Jahren 355−365 und 388−393. Diese Briefe, die an Beamte, Intellektuelle und Schüler gerichtet sind, illustrieren das weitreichende Netzwerk des Autors, das sich über den östlichen Teil des Römischen Reichs, einschließlich Syrien, Palästina und Kleinasien, bis nach Ägypten, Griechenland und Rom erstreckt. DataLib basiert auf Wikibase, einem von Wikimedia Deutschland verwalteten System, und ermöglicht die Erstellung einer mehrsprachigen, kollaborativen Datenbank, die durch SPARQL-Abfragen oder eine API zugänglich ist. Derzeit enthält DataLib grundlegende Informationen zu allen Briefen von Libanius, einschließlich der Nummerierung und Datierung nach der maßgeblichen Ausgabe von Foerster (1921−1922). Zusätzlich fügt das Projekt nun neue Daten hinzu, die eine prosopographische Datenbank des Netzwerks von Libanius aufbauen sollen. Ziel ist es, eine detaillierte Übersetzung und Kommentierung aller Briefe zu unterstützen, die bisher nur in Anthologien vorliegen.
Im Vortrag wird untersucht, ob die digitalen Geisteswissenschaften, insbesondere im Bereich der Antike, eine Stufe erreicht haben, die neue Forschungsrichtungen, Methoden und Erkenntnisse hervorbringt. Es zielt darauf ab, einen grundlegenden Wandel in der Rekonstruktion historischer Narrative zu erforschen. Durch die Kombination traditioneller historischer und archäologischer Methoden mit denen der digitalen Geisteswissenschaften und archäologischen Wissenschaften (z. B. Archäometrie, GIS, Archäoinformatik) wird die römische Kolonie Deultum untersucht und neu bewertet. Dabei werden soziale, kulturelle, wirtschaftliche und politische Prozesse durch innovative Ansätze beleuchtet. Ein zentraler Aspekt des DigiDeultum-Projekts ist die "Sichtbarmachung von Daten". Ziel ist es, sowohl neue als auch über 40 Jahre gesammelte archäologische Daten gemäß den FAIR-Prinzipien zu digitalisieren und als Linked Open Data zu veröffentlichen. Besonders betont wird die Rolle numismatischer Daten, die in einer digitalen, interdisziplinären Perspektive neu interpretiert werden sollen. Das Projekt befasst sich zudem mit der Verbesserung der Wissensvermittlung und der Bildungsarbeit im Regionalmuseum Sredets, wo die Materialien zu Deultum aufbewahrt werden, und zeigt, wie theoretische Erkenntnisse in die Praxis umgesetzt werden können.
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